Hintergründe

Gedanken zur Ausstellung:

"Woman makes the world go around"

15. Sep. - 24. Nov. 2007

Hospiz und Kunst

am

St. Augustinus Krankenhaus DN – Lendersdorf

 

 

Forschung und Entwicklung sind in den letzten 100 Jahren in unserer Welt explosionsartig gewachsen und bringen ständig neue Erkenntnisse und Ergebnisse, so dass es für den einzelnen, normalen Menschen immer unmöglicher wird, den gesamten Überblick in allen Disziplinen zu behalten. Maschinen und Computer haben längst die Arbeiten übernommen, die Menschen vor nicht allzu langer Zeit teilweise mühsam und unter großen körperlichen Anstrengungen selbst ausführen mussten. Maschinen tun dies ohnehin präziser, zuverlässiger und in der Regel kostengünstiger als dies von "Menschenhand" gemacht werden kann, Maschinen verschaffen uns ein Gefühl von nie gekannter Freiheit.  Dieses hat natürlich auch dazugeführt, dass die Rahmenbedingungen, unter denen wir leben - leider nicht überall - immer besser werden. Krankheiten und Epidemien, die früher noch Millionen von Menschen dahinrafften, werden von der heutigen Medizin beherrscht ja teilweise sogar ausgelöscht. Wir Menschen können 100 Jahre alt werden, mit dem Flugzeug in kürzester Zeit alle Kontinente erreichen, die tiefsten Meeresgründe erforschen, und wenn wir wollen zum Mond fliegen, es scheint so, als gäbe es keine Grenzen mehr. Die biblische Weisung: "Macht euch die Erde untertan !" scheint perfekt umgesetzt. Es ist daher nicht unbedingt verwunderlich, dass unter der Flut von menschlichen Höchstleistungen, sei es in der Wissenschaft und Forschung, in der Technik, in der Wirtschaft oder im Sport nur noch der etwas zählt, der zu denen gehört, die mit einer herausragenden Leistung aufwarten konnten. Es scheint geradezu logisch, dass damit auch die persönlichen Erwartungen ins Unermessliche steigen, Schein und Wunschdenken, Illusionen nehmen überhand und prägen die Zielsetzungen und das Handeln des einzelnen Menschen. Es zählen nur noch die Besten, Siegertypen, zu denen man unbedingt dazugehören will.

 

Das Spiegelbild unserer Gesellschaft zeigt sich auch in der Kunst. Komplexität ist auch hier eingezogen, die Objekte, die heute zur Kunst gehören, sind natürlich vielfältiger geworden, technisierter, den modernen Möglichkeiten angepasst. Neue Richtungen, neue Denkensweisen, neue Darstellungsweisen erobern die Kunstszene, dargestellt wird alles und nichts. Die Möglichkeiten sind vielfältig, die Gedanken sind frei die Interpretationen auch. Kunst ist, was gefällt, Kunst ist was vermarktet werden kann, Kunst ist was bezahlt wird. Entsprechend dieser Vielfältigkeit ist auch sehr häufig die Ratlosigkeit der Betrachter. Wir laufen Gefahr den Blick für das Wesentliche zu verlieren, indem wir auch hier durch Illusionen, durch geschicktes in Szene setzen verblendet werden und uns in scheinbare neue verlockende Wege verlieren. Nichts scheint unmöglich, um es nicht zu versuchen.

 

Es ist sicherlich kein Zufall, dass der Titel der Ausstellung an den in der heutigen Zeit weitaus griffigeren Titel des Musicals Caberet -"Money makes the world go around" - erinnert und damit gleich den Bogen spannt zum zentralen Thema dieser Ausstellung. Zweifelsfrei haben neben dem Streben nach neuer Erkenntnis die Möglichkeiten des Kapitalismus -Zeit ist Geld-  erheblich dazu beigetragen, dass die oben beschriebene rasante Entwicklung stattfinden konnte. Zudem kann es sehr schnell passieren, dass in all dem Streben nach neuer Erkenntnis, nach herausragender Leistung, oder danach Siegertyp zu werden, der Besitz von Geld und damit der Wert des Geldes den Platz einnimmt, den eigentlich andere, übergeordneten Werte haben sollten, und sozusagen die "Menschlichkeit" auf der Strecke bleibt. Das, was all unser Streben letztlich erreichen kann, nämlich allen eine bessere Lebensqualität zu schaffen, das tägliche Miteinander zu vereinfachen, Probleme wie Hunger, Armut, Krankheit, Gier, Neid, um nur einige zu nennen, möglichst zu beseitigen, kommt immer wenigeren Menschen zu Gute. Es sieht vielmehr so aus, als würden die Annehmlichkeiten unserer Gesellschaft leider immer nur denen zu teil, die auch Geld haben. Daher möchte ich versuchen durch meine Bilder, in meinen Bildern den Blick weg von einer Scheinwelt wieder auf den Menschen zu lenken und zwar auf den, der so ist wie jeder sein kann, sein sollte. Kein im oben beschriebenen Sinne außergewöhnlicher Mensch, kein Siegertyp, einfach jemand wie du und ich, aber trotzdem außergewöhnlich und einzig auf seine Art.

 

Das "Wechselspiel", die Anziehung zwischen Mann und Frau, der Ur(an)trieb allen Schaffens soll genutzt werden, um den Alltag trotz der mannigfaltig vorhandenen Problemen in unserer Gesellschaft erträglicher zu machen. Mir scheint es, als haben wir den Blick für die wesentliche Dinge in unserem Leben verloren, verleitet durch die Herausforderungen unserer Zeit, der überstrapazierten Teilnahme am Konsum, der schnellen Befriedigung der Bedürfnisse, die teilweise noch nicht mal unsere eigenen sind, sondern uns von anderen, den Medien, aufgezwungen werden.

Dass die Bilder fast ausnahmslos Frauenporträts oder Frauendarstellungen zeigen, soll nicht heißen, dass der Mann in dieser Welt keine Rolle spielt, im Gegenteil er ist mit seiner männlichen Sichtweise als Gegenspiel zur Frauendarstellung immer präsent und spannt so durch den Urtype der Dialektik, im Wechselspiel zwischen Mann und Frau den Bogen aller Gegensätze auf, die letztlich im gegenseitigen Abgleich, im fruchtbaren sich Reiben neue Lösungen, Sichtweiten, Erkenntnisse erst möglich machen. Meiner Meinung nach gibt die Frau mit ihrer starken sozialen Kompetenz uns den Schlüssel in die Hand, wie wir unser Handeln und Denken auch anlegen können. Nämlich nicht nur männlich dominant auf sich selbst ausgerichtet, "Platzhirsch" orientiert, sondern tolerant, andere mit einbeziehend, andere Denkmodelle zulassend, nicht nur Ratio sondern auch Gefühl muss mit eingebracht werden, ja soll sogar zur Geltung kommen. Nicht nur seinen Zweck verfolgend ohne Rücksicht auf andere mitunter auch selbstlos, vielleicht sogar einem Ideal folgend, um neue Wege vorzubereiten, ja vielleicht erst möglich zu machen. Nur wenn die Relation Mann und Frau, die kleinste Einheit in unserem sozialem Gefüge, funktioniert, kann dies als Wegbereiter für all die anderen Aufgaben und Herausforderungen in unserer Welt genutzt werden, auch diese und damit unsere Zukunft auf einem soliden Fundament zu gestalten.